Dienstag, Mai 12, 2015

Operation Decisive Storm / Operation Restoring Hope - Die Militärintervention im Jemen und ihre Folgen für meinen Freund Jamil

Wer es nur am Rande mitbekommen hat, hier eine Kurzfassung (Die ausführliche Variante gibts´s wie so oft bei Wiki), bevor ich kurz über Jamil schreibe.

Ende März startete Saudi-Arabien (u.a. mit der Unterstützung von Ägypten, Kuwait und Jordanien) Luftangriffe im Jemen, welche – wenn auch nur logistisch – von Amerika, Frankreich und Großbritannien unterstützt werden. Grund dieser Intervention ist der Vormarsch der Huthi-Rebellen, die Flucht des entmachteten jemenitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi und die damit verbunden Unsicherheit (Teile der Armee schlugen sich auf die Seite der Rebellen, da diese gegenüber dem früheren jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Salih loyal sind). Auf wessen Seite man in diesem Konflikt sein sollte weiß ich nicht, da fehlt mir leider das Fachwissen, aber ich weiß, dass sich mein Freund Jamil (der mit den Rebellen absolut nichts am Hut hat) mit seiner Familie nun in einem Kriegsgebiet befindet.

So weit, so schlecht, was auch harte Zahlen belegen:
  • Laut WHO wurden bereits mehr als 1200 Menschen getötet, wobei von einer enorm hohen Dunkelziffer auszugehen ist
  • Über die Hälfte der getöteten Opfer sind Zivilisten, darunter mindestens 120 Kinder
  • Nach UN-Angaben sind mittlerweile über 300.000 Menschen gezwungen worden, ihre Häuser zu verlassen
  • Das Gesundheitssystem ist zu gut deusch im Eimer, die Spätfolgen sind nicht abzusehen

Die Huthi-Rebellen haben im übrigen so gut wie keine Gebiete eingebüßt, die ganze Geschichte (Wir werfen mal lustig Bomben, wird schon die richtigen erwischen)  ist also nicht nur sinnlos, sondern auch mehr als erfolglos. Da es sich nach wie vor um eine "wahllose Bombardierung besiedelter Gebiete", - teilweise ohne Vorwarnung - handelt, ist die Geschichte natürlich auch völkerrechtswidrig, was neben mir sogar die UN so sieht und fleißig kritisiert, aber mehr dann eben auch nicht.

So, nun aber zu meinem Freund Jamil:

Netter Kerl, Familienvater, seit Jahren Freund der Familie, erfolgreicher Unternehmer, spricht mehrere Sprachen, ist aber dummerweise Jemenit und wohnt auch dort... (Wer verlässt schon gerne seine Heimat, mal davon abgesehen, dass man als Ausländer ja eh überall unerwünscht ist).

Aktuell meldet er sich ca. wöchentlich per Mail und beschreibt seine derzeitige Situation, was mehr als traurig ist. Teilweise so kindlich naiv (obwohl er wirklich gebildet ist), dass man heulen könnte. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, aber er schreibt bspw., dass er über den Treibstoffmangel froh ist (aufgrund dessen sich natürlich auch niemand in den nächsten Bus setzen und flüchten kann), da so die Gefahr explodierender Autos gering ist. Auch die Luftangriffe haben einen positiven Effekt, da die täglichen Straßenkämpfe zurückgehen. In seinen ersten Mails bedauerte er nur den Verlust seines Autos, war aber hauptsächlich froh, dass er und seine Famile im Haus Zuflucht finden konnten und dieses noch nicht geplündert wurde (Im Jemen besitzen die wenigsten ein eigenes Auto geschweige denn ein Wohnhaus). In späteren Mails schreibt er von der Lebensmittelknappheit, da – selbst wenn man noch Geld hat – keine Lebensmittel verfügbar sind, da der letzte Laster mit Lebensmitteln von den Saudis in die Luft gesprengt wurde, da darin Waffen vermutet wurden. In seiner letzten Mail schreibt er, dass die Bombardierungen mittlerweile verdächtig nahe sind (ein Straßenzug weiter) und er jetzt doch in Erwägung zieht, mit seiner Familie in ein kleines Dorf nahe der Wüste zu flüchten, auch wenn er dann alles was sich in den letzten Jahren erarbeitet hat zurücklassen muss. Die Mail kam vor gut zwei Wochen, keine Ahnung ob er und seine Famile zu diesem Dorf flüchten konnten und sie nun vorübergehend "sicher" sind, ich warte täglich auf Neuigkeiten. Vielleicht hat er nur keine Möglichkeit eine Mail zu schreiben, vielleicht ist er aber auch einer der zahlreichen "Kollateralschäden"...Krieg stinkt.

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